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Baggern aus der Steckdose

13.07.2018

Erster elektrisch angetriebener Mikrobagger von Caterpillar in Deutschland baut Boden im Weinkeller zurück

13.07.2018

HEPPENHEIM (SR) Wenige Kilometer von dem Ballungszentrum Rhein-Main-Neckar entfernt befindet sich Heppenheim - seine Bergstraße ist bekannt für Weinanbau. An die 400 Winzerfamilien bewirtschaften dort Weinberge auf etwa 265 Hektar Rebfläche. Zusammengeschlossen haben sie sich zur Winzergenossenschaft - in ihrem gemeinsamen Weinkeller in Heppenheim wurden die letzten Jahre jedoch keine Weinfässer mehr gelagert - denn dieser stand wegen Feuchtigkeit leer. Um die Räumlichkeiten wieder neu nutzen zu können und den Keller trocken zu legen, sollen neue Versorgungsleitungen sowie ein neuer Bodenbelag eingebaut und der Untergrund tiefergelegt werden. Das heißt: Der bestehende Betonboden muss raus und die darunterliegende Lehmschicht muss abgetragen werden. "Müssten wir das von Hand machen, wären mindestens vier Mann ein paar Wochen lang beschäftigt", meint Christian Antes, Inhaber der Adam Antes Bauunternehmung in Heppenheim. Er wählte darum einen anderen Weg: einen Cat 300.9D VPS. Es ist der erste elektrisch angetriebene Mikrobagger von Caterpillar in Deutschland, der seinen Strom von 60 Ampere über ein Stromaggregat aus der Steckdose bezieht.

"Ein Antrieb mit Diesel ist in den geschlossenen Räumlichkeiten ausgeschlossen. Emissionsbedingt sind wir hier auf einen Elektroantrieb angewiesen. Wir arbeiten oft mit Baumaschinen in Gebäuden und weil man so ein Gerät nicht mieten kann, machten wir mit der Investition Nägel mit Köpfen", macht der Firmenchef klar. Sie tätigte er über den Neumaschinenverkäufer Christian Fading von der Zeppelin Niederlassung Frankenthal. Der Cat 300.9D VPS ist ein Minibagger mit ganz normalem Dieselbetrieb und einem elektrisch angetriebenen (7,5 kW) zusätzlichen Hydraulikaggregat. Das wird an eine Kraftstrom-Steckdose oder ein Stromaggregat angeschlossen und versorgt die Baumaschine im Elektrobetrieb über eine zehn Meter lange Schlauchleitung mit Energie.

Die kompakte Baumaschine muss im Weinkeller 60 Zentimeter ab Oberkante beziehungsweise 120 Kubikmeter entfernen. Erst muss sie den Belag aus Beton mittels Hydraulikhammer beseitigen. Enthalten ist auch Armierung. "Warum, weiß hier keiner so genau. Vielleicht wegen der Statik zum Lagern der Weinfässer", vermutet der Unternehmer. Das Arbeiten mit dem Hammer muss behutsam erfolgen, da sich im Obergeschoss eine Musikschule befindet - Baustellen bedingter Lärm sollte beim Musizieren möglichst nicht stören. Auch da leistet das elektrisch angetriebene Hydraulikaggregat seinen Beitrag, indem der Bagger damit hörbar leiser läuft als im Dieselbetrieb. Ist der Beton entfernt, wird dann der Hammer gegen einen Tieflöffel getauscht - der Wechsel der Anbaugeräte erfolgt per Schnellwechsler. Mit dem Grabwerkzeug wird der stark lehmhaltige Boden abtragen, wie er für die Region und einen Weinkeller typisch ist.

"Trotz der Maschinenklasse in der Größe von 900 Kilo hat der Bagger eine extreme Reichweite dank seines langen Arms. Selbst wenn ich damit weiter aushole, habe ich damit noch eine gute Hubkraft im Gegensatz zu vergleichbaren Geräten, die es mit der Hubleistung nicht aufnehmen konnten. Selbst das knapp 190 Kilo schwere Aggregat hebt der Bagger noch. Einzig ein paar Abstriche, die dem Elektroantrieb geschuldet sind, muss man bei der Geschwindigkeit machen. Aber man kann schließlich nicht alles haben und die eierlegende Wollmilchsau gibt es einfach nicht", stellt Antes klar.

Für ihn bringt der Mikrobagger eine enorme Arbeitserleichterung und Zeitersparnis -Christian Antes verlädt das Material mit dem Bagger auf ein Förderband, das dieses dann vom Keller nach oben befördert. Ein Mitarbeiter nimmt im Erdgeschoss das Material mit einem Cat Radlader 918M in Empfang und schlägt es auf Containermulden zum Abtransport um. "Das hat sich bewährt. Anfangs sind wir immer die Treppen rauf- und runtergelaufen und haben dann gar nicht mitbekommen, wenn es sich zu stark auftürmte", so Antes. Während er den Bagger steuert, geht ihm ein Mitarbeiter zur Hand und ist ihm behilflich, den Hydraulikschlauch zu führen. Der Transportbügel des Hydraulikaggregats kann zwar am Bagger als Schlauchhalter eingesetzt werden, um die Schläuche von seinen Laufwerksketten fern zu halten. "Aber natürlich muss man den doppelten Hydraulikschlauch immer im Blick behalten. Er läuft prinzipiell gut hinter dem Bagger her. Wenn man aber viele Kanten hat, wo er sich verfangen kann, muss man schon aufpassen, dass er dann nicht beschädigt wird oder sogar abreißt", macht Antes deutlich.

Für ihn geht das Konzept der Baumaschine auf - vor allem auch im Hinblick auf die kompakte Bauweise. Den Bagger in das Keller-Geschoss zu bringen, erforderte jedoch Fingerspitzengefühl. Denn trotz seiner kompakten Abmessungen ging es da ganz schön eng zur Sache. Zwar ist er dafür konzipiert, mit einer Gesamtbreite von nur 730 Millimetern durch enge Gänge, Türrahmen oder durch den in diesem Fall historischen Bogen zu passen, der die beiden Räume des Weinkellers trennte. Dennoch war er immer noch eine Spur zu breit für den Transport zum Einsatzort. Daher wurde der klappbare Schutzbügel abmontiert, da sich an ihm zwei Griffe befanden. "Um fünf Zentimeter hat es nicht gereicht", so Antes. Das Gummiketten-Laufwerk kann für den Aushub mit Tieflöffel und Arbeiten mit einem Hydraulikhammer ausgefahren werden. Um in den Keller zu gelangen, wurde es jedoch zusammengeschoben. Auch das Abstützplanierschild wurde zusammengeklappt. Über einen Kettenzug wurde der Mikrobagger über die Kellertreppen nach unten gelassen. "Mit 45 Grad ist die Kellertreppe, auf der wir auch unsere Förderbänder für den Materialtransport nach draußen installiert haben, ganz schön steil", berichtet Antes.

Für ihn und sein Team sind solche engen Baustellenverhältnisse kein Neuland. In Schriesheim wurde von dem Betrieb bereits eine alte Scheune aus einem Innenhof rückgebaut. "Wir werden immer wieder mit engen Baustellen konfrontiert. Der Bagger ist kompakt und kräftig und wir können damit flexibel arbeiten, indem wir mit Diesel oder Strom fahren. Für uns ist es wichtig, innovativ zu sein und Neues zu wagen, denn sonst kann man am Markt kaum bestehen", ist der Firmenchef überzeugt.

Der Familienbetrieb Adam Antes Bauunternehmung ist 1895 erstmals amtlich dokumentiert. Das Unternehmen mit acht Mitarbeitern stammt aus Heppenheim - Hoch- und Tiefbau- sowie Abbrucharbeiten werden in der Region rund 50 Kilometer rund um den Firmensitz ausgeführt. Darüber hinaus übernimmt die Firma Transporte und betreibt einen Kranservice. Eingesetzt werden nicht nur kompakte Baumaschinen wie der Mikrobagger und Radlader, sondern im Maschinenpark befinden sich Bagger zwischen 1,5 bis 17 Tonnen Einsatzgewicht. Für den eigenen Steinbruch soll ab Herbst auch ein Cat Radlader 926M und ein Kettenbagger 323 in Betrieb genommen werden, der bedingt durch seine Assistenzsysteme als Technologieträger gilt und eine neue Baumaschinenära einläuten soll, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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Christian Antes fährt den ersten elektrisch angetriebenen Mikrobagger von Caterpillar in Deutschland, den ihm Neumaschinenverkäufer Christian Fading (links) vermittelte.

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Die kompakte Baumaschine muss im Weinkeller 60 Zentimeter ab Oberkante beziehungsweise 120 Kubikmeter entfernen.

 

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Durch eine schmale Öffnung musste der Mikrobagger hindurchpassen.

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Klaus Finzel
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